lundi 26 mai 2014

Die Logik der Ökonomie




Heutzutage scheint uns die Ökonomie in unterschiedlichen Gesellschaften sowie in den internationalen Beziehungen zwischen einzelnen Ländern ihr Gesetz aufzuzwingen. In Gestalt des neoliberalen Denkens ist sie zu einer Art planetarischen Religion oder Weltkirche geworden. Der Soziologe Wolfgang Streeck, Direktor am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln, oder René Stettler, Direktor der Neuen Galerie Luzern, vergleichen dieses Denken mit einer Sekte, die über ihre eigenen Priester, Initiierten, ihren Katechismus, ihre Gutachterkomimissionen sowie über eine Unzahl Gläubiger verfügt, die vor den Dogmen niederknien und den Zehnt bezahlen sollen.  René Stettler fragt, ob wir  «Gefangene einer globalen ökonomischen Sekte» geworden seien. Die Initiierten, Experten einer spekulativen Theologie, haben uns sogar eine neue, imaginäre Wirtschaft aufgezwungen, in deren Namen Krisen, die allgemeine Arbeitslosigkeit sowie die Ausbeutung der Armen durch die Reichen legitimiert werden, indem sie als ökonomische Notwendigkeiten bezeichnet werden. 1% stellt sich über 99% der Menschheit, die keine Macht haben, um sich dagegen zur Wehr zu setzen. Ein paar Reiche werden immer reicher und die anderen sehen dabei zu, wie ihr Lohnniveau und ihr Lebensstandard sinken. Dies ist  das Naturgesetz der Ökonomie und des Neoliberalismus, die man nicht ändern kann und die wie ein Neodarwinismus sich selbst rationalisieren. Die Ökonomie unternimmt eine natürliche Auslese, in der die Schwachen dem Löwen zum Fraß vorgeworfen werden
Ungeachtet der verständlichen Empörung und des Widerstandes, die von dieser Lage provoziert werden, sind nicht diese Missstände das Schlimmste. Das Übel besteht vielmehr darin, dass diese Ökonomie sich als Wissenschaft geriert, in der Irrationalität nicht nur zum Gesetz,  sondern zur sozialen Logik erhoben wird. Die Massengesellschaften haben die organische Solidarität verloren, mit der bis dato deren Kohärenz, Konsens sowie das Gefühl einer geteilten Verantwortlichkeit sichergestellt wurden. Die Ökonomie ist nur noch eine mechanische, anonyme Solidarität der Massengesellschaft. Auf Grund des Verlustes von Beziehungen zwischen Personen wurde sie zum einzigen Bindeglied, das heutzutage unsere sozialen Zusammenhänge regelt. Man sollte sicherlich nicht den religiösen Verhältnissen oder dem heuchlerischen bürgerlichen Humanismus der Vergangenheit nachtrauern, die ihre Glaubwürdigkeit verloren haben. Sie werden aber nicht in angemessener Weise ersetzt, da allein ökonomische Regeln und Pflichten auf die vergangene Konstellationen folgen, die die neue Form kollektiver Moral sowie der Solidarität des Austausches unter Menschen sein sollen. Diejenigen, die die Religion der Ökonomie als Nullpunkt der menschlichen Beziehungen anprangern, erscheinen wie Utopisten, die träumen und die menschliche Realität nicht beachten wollen.   
Man könnte sich auf den Standpunkt stellen, dass die Diktatur der Ökonomie und des Geldes immer noch besser sei als die von Kriegsführern oder Fundamentalisten. Das mag stimmen. Der Vergleich macht uns aber blind für Lösungen, da er vom Problem ablenkt. Es gibt in den Massengesellschaften nämlich ein menschliches Vakuum, da sie nicht mehr auf gemeinsamen Werten gründen, aus denen eine soziale Logik entstehen könnte. Das zentrale Problem ist die ökonomische Überschreitung. Es macht keinen Sinn, die Wirtschaft als solche zu diskreditieren, da sie eine positive Dimension des gesellschaftlichen Lebens ist. Um zu einer  neuen, besseren Vision als der des ökonomischen Fundamentalismus zu gelangen, sollten wir nach mehr sozialer Gerechtigkeit und konsensueller Verständigung streben, die die mächtige Wirtschaft regulieren und Missbrauch und Skandale verhindern könnten. Es geht darum, Wirtschaft in gegenseitiger Achtung zu humanisieren. Es ist unsere Aufgabe, einen neuen Hyperhumanismus sowie eine planetarische Ethik zu entwickeln, die auf einem Humanismus digitaler Hyperlinks aufsetzen, wie sie von sozialen Medien ermöglicht werden. Das heißt, an den menschlichen Fortschritt zu glauben, der von digitalen Technologien begünstigt wird. Es mag wie ein Paradox klingen, aber diese neuen Technologien, ermöglichen nicht nur eine augmented reality, sondern auch ein augmented consciousness, das sicher für unsere Zukunft viel wichtiger sein wird.
Im Bereich der Kunst und des Lebens ist diese Logik der Ökonomie besonders giftig.

(dieser Text wurde auf Deutsch mit der Hilfe von Martina Leeker korrigiert)


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